Um ein länger andauerndes, konfrontatives Coolness-Training (3 bis 5 Monate, 2 bis 3 Schulstunden pro Woche) in Schulklassen und Jugendgruppen durchführen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein.
- Das CT ist keine „medikamentöse Eingabe“, die zukünftig alle Konflikte verhindert. Es ist ein Angebot an Lehrerinnen und Lehrer, sich neue, erweiterte Zugänge zu ihrer Klasse zu erschließen. Die Teilnahme der Pädagogen und der Wille zur dauerhaften Begleitung der neuen Prozesse, ist grundsätzlich Voraussetzung zur Durchführung des Trainings.
- Zwischen Schülerinnen/Schülern sowie den Lehrkräften muss zumindest im Ansatz ein belastbares Verhältnis bestehen, das auf gegenseitigem, wohlwollendem Interesse begründet ist. Das Training scheiterte immer dann, wenn sich bei den Schülerinnen und Schülern der Eindruck eines neuen „pädagogischen Tricks“ von Seiten der Lehrerinnen und Lehrer aufdrängte. Die Einschätzung ihrer Beziehung zu ihrer Klasse, ist für die Lehrkräfte ein wichtiger Aspekt. Wir verwenden dabei ein Bild, das von Faller, Kerntke und Wackmann (1996) geschaffen worden ist. Wir analysieren gemeinsam das „emotionale Bankkonto“ zu den Schülerinnen und Schülern. Das Bild eines Kontos mit einer Soll- und Haben-Seite, auf dem sich ständig Kontenbewegungen ereignen, ist dabei sehr hilfreich.
- Die Schülerinnen und Schüler müssen eine Mindestmotivation für das Training haben. Erfahrungsgemäß stellt dies jedoch keine nennenswerte Hürde dar.
- Für die Schülerinnen und Schüler muss klar sein, worum es thematisch geht und dass möglicherweise neue Anforderungen und Zumutungen auf sie zukommen. Die jugendspezifische Interpretation von „Cool-Sein“ meint Durchsetzung, Souveränität, Erfolg und Sicherheit. Aus dieser Grundannahme ergibt sich bei den Jugendlichen manchmal eine falsch interpretierte Faszination für das Coolness-Training.
Die Trainerinnen und Trainer haben im Coolness-Training nicht das Recht, die Widerstände der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu brechen. Die Teilnahme ist immer freiwillig. Im konfrontativen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen benötigen die Coolness-Trainerinnen und -Trainer daher mehrere Interventionsberechtigungen:
- Die grundsätzliche Bereitschaft der Einrichtung (Schule – Jugendhaus) zur Durchführung des Trainings mit seinen besonderen Prinzipien.
- Die Bereitschaft der Gruppe oder Klasse, das Training mitzumachen.
- Das Einverständnis der Eltern, die im Rahmen eines Info-Abends zum Thema Gewaltprävention informiert und auf die besonderen Inhalte des CT hingewiesen werden.
- Die situative Interventionsberechtigung der Teilnehmerin oder des Teilnehmers unmittelbar vor der Konfrontation.
Die situative Interventionsberechtigung der Teilnehmerin bzw. des Teilnehmers nimmt neben dem Einverständnis der Eltern eine bedeutsame Stellung ein. Niemand ist verpflichtet, mit uns zusammenzuarbeiten. Das Angebot ist eine freiwillige Maßnahme. Richterliche Auflagen spielen im CT keine Rolle.
Die Schülerinnen und Schüler wissen jedoch, dass wir uns in bestimmten Situationen konfrontativ verhalten und für sie belastend sein können. Es besteht daher für jeden die Möglichkeit, wenn es zu viel wird, auszusteigen. Übungen, kleine Experimente und Konfrontationen werden sofort beendet, wenn es von den jungen Leuten klar und deutlich formuliert wird.
Bevor es in Schulklassen zu einem länger angelegten Coolness-Training kommt hat im Vorfeld ein intensiver Informations- und Klärungsprozess stattgefunden.
- Im Vorlauf wird zunächst den Pädagoginnen und Pädagogen der Schule das Coolness-Training vorgestellt. Die Ziele, Methoden und konfrontativen Besonderheiten werden theoretisch und praktisch vorgestellt. Die beteiligten Lehrkräfte beschreiben möglichst konkret den Handlungsbedarf für die Schulklasse. Entweder liegen gehäuft Konfliktlagen vor (Mobbing, Ausgrenzung, Gewalt) oder es geht um Prävention. Die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer analysieren gemeinsam mit den CT-Trainerinnen und -Trainern ihr Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern. Das Kollegium entscheidet sich bewusst für das Coolness-Training.
- Im zweiten Schritt werden die Schülerinnen und Schüler der beteiligten Schulklassen über das Training informiert. Die CT-Trainer schaffen eine Grundmotivation. Bereits in dieser Phase machen wir deutlich, dass wir mit Zumutungen aufwarten. Die Klasse entscheidet sich bewusst für das Coolness-Training.
- Im nächsten Schritt werden die Eltern informiert. Dies ist insbesondere für die problematischen Phasen bedeutsam. Wenn es zum Beispiel um sexistische Provokationen geht, die Gegenstand einer Konfrontation werden, ist es unvermeidlich, mit unerwünschten Worten zu arbeiten. Eltern sollten hierüber Bescheid wissen. Ebenso können negative Emotionen ausgelöst werden. Coolness-Training ist nicht immer lustig. Konfrontationen bei Normverstößen sind für alle Beteiligten belastend. Die Eltern stimmen dem Training bewusst zu.
Ein Kommentar zu “Organisatorische Voraussetzungen für ein Coolness-Training”
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Hallo liebes Coolness-Training Team,
ich schreibe hier weil ich ein paar Fragen zum Coolness-Training hab, da ich gerade eine Facharbeit über das Thema Aggressivität bei Jugendlichen und der präventive Umgang am Beispiel des Coolnesstrainings schreibe. Muss man bestimmte Qualifikationen/Abschlüsse haben um die Ausbildung zum CT-Trainer zu machen? und wie sieht diese Ausbildung formal aus?Wann wurde das Coolnesstraining entwickelt und auf welcher Basis, also auf welchen Grundlagen? und es wird gleichzeitig davon gesprochen dass, das Programm sich zum präventiven Umgang eignet aber auch das Täter konfrontiert werden, wie passt das zusammen? Ich hoffe auf eine Antwort, MFG Luisa Lehner