Umgang mit Bedrohungssituationen


Foto Bedrohungsmanagement

Die Fortbildung spricht folgende Zielgruppe an:

Beschäftigte in Schule und Jugendhilfe die in ihrem pädagogischen Alltag mit gewaltbereiten, kriminellen, delinquenten jungen Menschen arbeiten.
Insbesondere werden Beschäftigte in Förderschulen und geschlossenen oder stationären Gruppen angesprochen.

Die Fortbildung ist Praxis -und Handlungsorientiert aufgebaut. (Selbsterfahrung, Rollenspiele…), setzt aber auch administrative Schwerpunkte die es später umzusetzen gilt.

Inhalte

Folgende Inhalte und Methoden werden bearbeitet:

  • Sicherheit am Arbeitsplatz ( Büroaufbau, Möbelauswahl,…..)
  • Anti-Stress-Training, Angstbewältigung
  • Gefahrenmanagement
  • Deeskalationsmaßnahmen
  • Selbstbehauptung und Selbsterfahrung in Krisensituationen
  • Körpersprache
  • Teammanagement
  • Gesprächführung in Krisensituationen
  • Mentalvorbereitung auf Eskalation und Kriseninterventionen
  • Notwendigkeit von Werten und Normen
  • Frühe Grenzziehung zur Normverdeutlichung
  • Support-Systeme in der Einrichtung
  • Die Gruppe als „soziale Regulierungsinstanz“ – Jugend erzieht Jugend
  • Die kommunikative Statuswippe, ein Kommunikationsmodell für den beruflichen Alltag.
  • Führung durch Haltung

Ziele

Die Teilnehmer der Fortbildungen sollen:

  • Mehr Sicherheit im Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen bekommen
  • Denk- und Verhaltensmuster von Gewalttäter kennen lernen
  • Eskalation rechtzeitig erkennen und bewältigen lernen
  • Maßnahmen zur Kriseintervention entwickeln
  • Analyse des Gewaltstandards in Einrichtungen
  • Sich der Bedeutung des Teams zur Gewaltprävention bewusst werden

Teams in Schule und Jugendhilfe, ähneln oftmals der Mannschaft eines Ozeandampfers, die keine Ahnung davon hat, wie man das Schiff steuert.

„Wenn wir an Bord eines Ozeandampfers wären und langsam würde sich unsere Ahnung verfestigen, der Kapitän und die ganze Mannschaft wissen auch nicht besser als wir, wo es langgeht und was bei einem Sturm zu machen ist, würden wir da nicht auch nervös und „hyperaktiv“ umher rennen?“ (Quelle: unbekannt)

Für den konfrontativen Schiedsrichter (Pädagoge) beginnt das Fußballspiel im Kopf, lange bevor er den Platz betritt. Er hat Ziele und somit die entscheidenden Regeln definiert. Was erlaube ich? Was geht auf keinen Fall? Was kann ich verhandeln? Was ist eine gelbe Karte, was ist eine rote Karte? Wann bekommt der Spieler eine Sperre?
Und er arbeitet im Team, im Sportverband, dem Schiedsrichterkolleg!

Referenten:

Reiner Gall – Jahrgang 1953
Dipl. Sozialpädagoge
Anti-Aggressivitäts-Trainer und Ausbilder beim ISS e. V. und IKD
Mitbegründer des Deutschen Institutes für konfrontative Pädagogik – IKD GbR, Hamburg, Theaterpädagoge – Supervisior

Jörg Knust – Jahrgang 1965
Sicherheitsdienstleiter in der JVA Oldenburg
BKS- Ausbilder – Berufsspezifische Konfliktbewältigung und Selbstverteidigung
BKS Fachberater für das niedersächsische Justizministerium bis 2003
Kampfkünstler und Träger verschiedener schwarzer Gürtel

Dauer/ Teilnehmerzahl:
2 Seminarblöcke – bis zu 5 Tage ( 32 Std.) max.20 Teilnehmer

Vermeidung, Bewältigung und Management von Bedrohungssituationen in Schule und Jugendhilfe.

Sozialpädagogische und schulpädagogische Erziehungskonzepte waren viele Jahre allein von Akzeptanz, Empathie, Emanzipation und Kompetenzförderung geprägt. Pädagogen entwickelten auf dem Hintergrund zahlreicher Verständnis- und Erklärungsmuster für Gewaltdelikte, eine verstehende und oft entschuldigende Pädagogik, die den jungen Leuten Regel- und Normenverletzungen nachsah, wenn die individuelle Sozialisation nur schwierig genug war. Die Übernahme der Verantwortung durch die tätlich gewordenen jungen Menschen wurde oftmals ausgeblendet.

Hinsichtlich der Verantwortungsübertragung auf den Klienten, arbeiten seit einigen Jahren Fachkräfte aus Schule, Jugendhilfe, Polizei und Justiz, interdisziplinär an einer Veränderung dieses Denkmusters.
Insbesondere bei Gewalt- und Rohheitsdelikten erwies sich die veränderte Sichtweise als sinnvoll. Frühe Grenzziehung und Konfrontation sind hierbei bedeutende Mittel.

Konzepte der Grenzziehung und Konfrontation sind nicht für die netten Nachbarskinder gedacht, sondern zielen auf grenzverletzende und gewaltbereite junge Menschen.

Diese praktizieren Unterdrückung und Abhängigkeiten und produzieren somit bereits sehr früh kleine Opfer. Freundlichkeit und Milde interpretieren sie als Schwäche.
Es sind die Kinder und Jugendlichen die außerhalb der Reichweite von Erziehung (Elternhaus, Schule, Erziehungsberatungsstellen) und unterhalb des Wirkungsbereiches psychotherapeutischer Verfahren anzusiedeln sind.

Obwohl sie Individualisten sind, arbeiten sie im höchsten Maße als ein gut funktionierendes Team zusammen. Und zwar immer dann, wenn es gegen Sie oder Ihre Interessen und Vorgaben geht.
Mit Empathie alleine sind diese Kinder und Jugendlichen nicht zu bewegen, den eingeschlagenen Pfad zu verlassen (Weidner 1999).

Mit einem überproportional ausgestatteten Durchsetzungsvermögen und einer enormen Anspruchshaltung, treffen diese Kinder und Jugendlichen oftmals auf pädagogische Fachkräfte, deren Handeln von Uneinigkeit über die Regeln/Normen und deren Umsetzung geprägt ist. Im beruflichen Alltag z. B. im Lehrerkollegium, im Jugendhaus oder in der stationären Jugendhilfe bedeutet dies Teamspaltung und Aufteilung der Pädagogen in „guter und böser Pädagoge“.
Was pädagogische Teams von diesen „Gangs“ lernen können?
„Hast du Stress mit einem von uns, hast du Stress mit allen“!

Die oftmals gravierenden Unterschiede in Werthaltungen und Interventionsformen zwischen den Beschäftigten, gegenüber ihren Klienten, begünstigen Konflikte und aggressives Verhalten. So entsteht durch Inkonsequenz Beliebigkeit und Willkür. Das ist der Dünger zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer unerwünschten anti-sozialen Kultur.
Neben der Uneinigkeit zeichnen sich pädagogische Fachkräfte in der Auseinandersetzung mit Jugendlichen oftmals durch ein Mangel an Eindeutigkeit und Klarheit aus. Getreu dem Motto „Was Innen ist, ist Außen“ korrespondieren Verbalität und Körpersprache mit der inneren Haltung.

Sprachliche Weichmacher, Fragen stellen und Konjunktive verwaschen die Botschaft und führen in kommunikative Eskalationsfallen.
Diese PädagogInnen sind schlechte Schiedsrichter! Sie pfeifen Champions-League-Spiele auf ungekreideten Plätzen. Sie betreten jeden Tag als Schiedsrichter die Schule, die Heimeinrichtung oder das Jugendhaus und haben den empathischen Werkzeugkasten prall mit Erklärungs- und Verharmlosungsmustern gefüllt.
Dabei werden bestimmte Regel- und Normverletzung schon mal übersehen. Aus der Sicht der Jugendlichen heißt das: eine Regelverletzung die der Pädagoge ignoriert, ist genau das Verhalten das er erlaubt.
Der grenzziehende und konfrontierende Werkzeugkasten ist weitestgehend leer. Völlig leer ist jedoch der strukturelle und administrative Werkzeugkasten.
Die wohlwollenden grenzziehenden und konfrontativen Interventionen korrespondieren mit einer strukturellen und administrativen Vorgehensweise. Gemeinsam stehen sie für eine Kultur des Hinsehens und der Einmischung bei Regel- und Normverletzungen.