Anti-Aggressivitäts-Training (AAT®)


Bitte beachten Sie den Rechtlichen Hinweis!

Anti-Aggressivitäts-Training (AAT®)Bei der Durchführung eines AAT® sind folgende Qualitätsstandards zu berücksichtigen:

Das AAT® ist im Bereich tertiärer Prävention bei der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe und im Strafvollzug anzusiedeln. Behandlung unter Zwang wird als sekundäre Einstiegsmotivation akzeptiert.

Zielgruppe: Gewaltaffine Menschen, die dem Programm kognitiv und sprachlich folgen können. Mindestalter ist 15 Jahre.

Der zeitliche Rahmen umfasst bei einer Trainingsgruppe von 5 TeilnehmerInnen zirka 60 Stunden.

Die Gruppenleitung umfasst zwei Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen mit abgeschlossenem Hochschulstudium (Soziale Arbeit, Kriminologie, Psychologie, Pädagogik), davon eine Person mit qualifizierter Zusatzausbildung zum AAT®-Trainer, incl. Selbsterfahrung auf dem „heißen Stuhl“.

Der Trainingseinstieg umfasst Motivationsarbeit durch Tätergespräche und z. B. „erlebnispädagogisches Locken“ sowie eine spannende, konfrontative Gesprächsführung. Einstiegsziel ist es, die Interventionserlaubnis durch die Betroffenen zu erhalten.
Trainings- und Ausbildungsinhalte umfassen u. a. folgende curriculare Faktoren:

Die curricularen Faktoren des Anti-Aggressivitätstrainings

(Dr. Jens Weidner, Bonn 1993)

Aggressivitätsauslöser

Lerninhalte:
Was sind die provozierenden Situationen? Wann ist für den Teilnehmer Gewalt zwingend notwendig? Wieweit verstärkt Alkohol die Gewaltbereitschaft?
Lernziele:
Das Infragestellen zwingender Notwendigkeiten. Das frühzeitige Erkennen gewaltaffiner Entwicklungen und der Rückzug oder die Schlichtung als Handlungsalternative.

Selbstbild zwischen Ideal- und Realselbst

Lerninhalte:
Das Ideal des Teilnehmers ist hart, unbeugsam, „cool“ und gnadenlos. Das reale Selbst ist dagegen leicht kränkbar, wenig selbstbewusst und als Versager abgestempelt.
Lernziele:
Widerlegung der Hypothese der Teilnehmer „Härte macht unangreifbar“. Dissonanzausgleich durch veränderte Rollenerwartungen:
Statt Unbesiegbarkeit, die kränkbaren Persönlichkeitsanteile akzeptieren.

Neutralisierungstechniken

Lerninhalte:
Die Auseinandersetzung mit der real begangenen Tat. Die Analyse vorgeschobener Rechtfertigungen von Gewalttaten. Legendenbildung.
Die Konfrontation der Neutralisierungen (‘das war doch halb so wild’) und die Einmassierung des Realitätsprinzips (Folgen für das Opfer).
Lernziele:
Das Wecken von Schuld- und Schamgefühl. Übernahme der Verantwortung für die Taten.
Die Veränderung des Selbstbildes: Vom souveränen Kämpfer zum entschuldigenden Versager.

Opferkommunikation

Lerninhalte:
Die Ängste, Behinderungen, Trauer, Schmerzen von Gewaltopfern. Filminterviews des Weißen Rings, AI, Tonbandinterviews mit Gewaltopfern. Notarzt referiert über Opferfolgen.
Der fiktive, nicht abgesandte Entschuldigungsbrief des Täters an sein Opfer über seine Tat, die nicht zu entschuldigen ist.
Lernziele:
Opfereinfühlungsvermögen, Mitgefühl statt Verharmlosung, Hass und Härte, Betroffenheit über mögliche und reale Opferfolgen wecken.

Aggressivität als Vorteil

Lerninhalte:
Die gewalttätige Unterwerfung zur Erhöhung des Selbstwertgefühls, das Opfer als ‘Tankstelle’ des Selbstbewusstseins. Anerkennung und Respekt durch eingeschüchterte Freunde.
Lernziele:
Die Kosten-Nutzen-Analyse: Jede weitere Körperverletzung nach der vorzeitigen Entlassung kann Jahre an erneuter Haft kosten.

Provokationstests unter aktuellem Bezug

Lerninhalte:
Das Aufstellen einer Hierarchie irritierender Situationen von leichten Belästigungen bis zu aggressivitätsauslösenden Provokationen.
Lernziele:
Trotz Provokation gelassen bleiben. Das Austesten der eigenen Grenzen im kontrollierten Umfeld. Erkenntnisgewinn:
Die größte Niederlage des Provokateurs ist das Ignorieren der Provokation.

Subkultur

Lerninhalte:
Welche Rolle in der Gruppe der Gleichaltrigen verlangt welches Verhalten? Infragestellen der ‘negativen, aggressiven Führungsrolle’.
Lernziele:
Analyse von Gruppenstrukturen. Steigerung der Antizipationsfähigkeit bei Gruppenzwängen. Erkenntnisgewinn: Der Durchsetzungsstarke kann sich in der Peer-Gruppe auch pro-soziales Verhalten leisten.

Institutionelle Gewalt

Lerninhalte:
Das Durchleuchten der justiziellen Wege aggressiver Insassen noch aggressiver zu machen. Subjektiv empfundene Erniedrigungen und Angriffe auf die Identität der Trainingsteilnehmer
Lernziele:
Feedback an die Trainer bezüglich der Gefahr der Identitätszerstörung.
Beschwerdestrategien gegen Ungerechtigkeiten statt spontane Bedrohungen von Mitarbeitern oder Sachbeschädigung.

Bitte beachten Sie den Rechtlichen Hinweis!